Jahresbericht 2015

Das Jahr 2015 war als Jahr der Konsolidierung gedacht. Im Fokus der Grundversorger-Bemühungen sollte die Neugründung der gemeinsamen Fachgesellschaft SGAIM aus den bisherigen SGAM und SGIM stehen. Die SGAIM sollte auf der Ebene der Fachgesellschaften nachvollziehen, was auf der politischen Ebene durch die Gründung unseres Verbandes schon 2009 Tatsache wurde. Nach intensiven Vorbereitungsarbeiten fanden am 17. Dezember in Bern parallel die Auflösungs-Generalversammlungen von SGAM und SGIM statt, unmittelbar darauf wurde feierlich die neue SGAIM (Schweizerische Gesellschaft für allgemeine Innere Medizin) gegründet. Durch diesen gemeinsamen, starken Auftritt kann die Stärkung der Haus- und Kinderarztmedizin in der Schweiz weiter vorangetrieben werden.

Die Tarifverhandlungen in der schon seit Jahren laufende Gesamtrevision des Tarmed nahmen rasch einen zentralen Platz auf unserer Agenda ein. Besonders unsere Tarifverantwortlichen Rolf Temperli und Heidi Zinggeler – unterstützt durch die gesamte Tarifkommission – standen fast ununterbrochen im Einsatz. Bis Ende Jahr wurden die eigentlichen Tarifierungsarbeiten unter hohem Zeitdruck abgeschlossen, der Genehmigungsprozess innerhalb der FMH wird aber noch bis Mitte 2016 dauern.

Marc Müller, Präsident Hausärzte Schweiz

Vorstand, Marc Müller

Der Vorstand hat mit seinem neuen Mitglied Philippe Luchsinger neben dem Tagesgeschäft die Strategiearbeit fortgesetzt. Rasch haben wir festgestellt, dass wir, um den Kontakt mit unseren Anspruchsgruppen intensivieren zu können, zunächst unsere eigene Rolle im Gesundheitswesen der Zukunft definieren müssen. 

Die Vorstandsretraite vom September in Salavaux war denn auch verschiedenen Workshops zum Thema „Grundversorgerkonzept“ gewidmet. Die Rolle des Grundversorgers in der Grundversorgung der Zukunft – gemäss Grundversorgungsartikel in der Verfassung - soll darin definiert werden. Um diesen Prozess zu erden und ihn basisnah zu gestalten, wird das Grundversorgerkonzept nach einer Konsolidierungsrunde im Vorstand im Dezember anfangs 2016 durch eine Echogruppe aus der Delegiertenversammlung und von den Jungen Hausärzten konstruktiv geprüft, bevor es an der DV im Mai 2016 diskutiert und verabschiedet werden soll.

Delegierten- und Generalversammlung, Reto Wiesli

Die Frühlings-Delegiertenversammlung fand Ende Mai einmal mehr über dem Vierwaldstättersee statt, im nidwaldnischen Emmetten. In das Thema führte der Präsident mit einem Referat zur „Entwicklung der Interprofessionalität in der Schweiz“ ein. Drei Inputreferate durch Philippe Luchsinger, Monika Reber und Hedi Zinggeler lancierten mit ihren Praxismodell-Erfahrungen die Arbeiten zur „Grundversorgung der Zukunft“. Dazu wurde in Workshops diskutiert, und zwar zur unmittelbaren Zukunft in fünf und zur ferneren Zukunft in 20 Jahren.

In weiteren Workshops zum Tarif wurde die Tarifrevision der FMH analysiert und die Tarifkommission in ihrem Vorgehen unterstützt. Schliesslich entschied sich die Delegiertenversammlung für ein neues Verbandslogo, das im Herbst eingeführt wurde. 

Die Generalversammlung am 25. Juni 2015 in Luzern konnte die Resultate der ersten Verbands-Mitgliederbefragung zur Kenntnis nehmen. An der Herbst-DV vom 3. Dezember in Bern wurde den Delegierten der aktuelle Stand der Arbeiten zum Grundversorgerkonzept präsentiert.

Delegiertenversammlung 2015 Emmetten

Kommissionen – Tarife, Heidi Zinggeler Fuhrer und Rolf Temperli

Mit der Einführung der hausärztlichen Zuschlagspauschale im Oktober 2014 wurde ein erster Schritt zur Besserstellung der Haus- und Kinderärzte getan. Damit ist die von den Patienten geforderte ortsnahe und effiziente ärztliche Betreuung aber noch nicht garantiert. Es braucht einen Tarif, der die Arbeit der Haus- und Kinderärzte adäquat abbildet und honoriert und ihnen ein gleiches Einkommen wie allen anderen Spezialisten ermöglicht. Spezielle Aufwände wie dringliche Konsultationen, Notfalldienste und Hausbesuche müssen adäquat abgegolten werden.

Dieses Ziel hat die Kommission Tarife im vergangenen Jahr weiter hartnäckig verfolgt. In zahlreichen Sitzungen erarbeitete die Tarifkommission Strategien, um die finanziellen Interessen der Haus- und Kinderärzte in den Gremien der FMH und der Tarifpartner (Büro Tarife, Fachteam Grundversorgung, Fachteam Pädiatrie, Fachteam Radiologie, Tarifdelegiertentag) zu vertreten. Wir haben uns an die gegebenen Umstände angepasst, den Inhalt und die Ziele unseres Kapitel 40 im Revisionsprozess verteidigt und die haus- und kinderärztliche Arbeit bestmöglichst im vorgeschlagenen Tarif abgebildet. So sind beispielsweise die halbierten letzten fünf Minuten gefallen, dringliche Konsultationen werden separat tarifiert, mit der Unterscheidung von drei Staten haben wir Handlungsleistungen eingebaut, die Besuchsinkonvenienz bleibt als Position erhalten, und mit der geforderten Abschaffung der Dignitäten stellen wir sicher, dass wir auch in Zukunft häufig verwendete Positionen aus anderen Kapiteln und Besitzstandspositionen weiterhin abrechnen können. Wir durften für diese intensive Arbeit wiederum auf die tatkräftige Unterstützung der ganzen Kommission zählen. 

Die Vernehmlassung wurde im ersten Quartal 2016 abgeschlossen, Feedbacks werden noch eingearbeitet, aber ob der neue Tarif von den Delegierten und der Ärztekammer der FMH genehmigt oder es zu einer Urabstimmung kommen wird, steht noch in den Sternen.

Kommissionen – Qualität, Philippe Luchsinger

Die Kommissionsarbeit fokussierte sich auf vier Sitzungen. In diesen wurde jeweils ein Hauptthema diskutiert und dazu entsprechende Gäste eingeladen. Daneben wurden immer wieder Themen eingebracht und besprochen, die mit der Qualität in unseren Praxen in Verbindung stehen.

Die Planung der neu zu gründenden Fachgesellschaft für Allgemeine Innere Medizin wurde zum Anlass genommen, Vorbereitungsarbeiten im Hinblick auf eine dort angesiedelte Kommission Qualität durchzuführen. Vertreter vom SGAM, SGIM, der Spitalärzteschaft und von mfe haben dazu ein Konzept erarbeitet und verabschiedet. Hauptthemen sollen Guidelines, QZ und„shared decision making“ sein.

Ressorts – Verbandsentwicklung, Eva Kaiser

Durch altersbedingte Austritte ist die Mitgliederzahl auf 5214 gesunken (gegenüber 5385 Ende 2014). Die Schweiz bildet einerseits zu wenige Mediziner aus, andererseits will auch weiterhin nur eine Minderheit unter ihnen Hausarzt werden. Bis sich an dieser Situation nichts Grundlegendes ändert, werden wir wohl auch in den kommenden Jahren von sinkenden Mitgliederzahlen berichten müssen.

In der ersten Jahreshälfte führte mfe erstmals eine Mitgliederbefragung durch. Knapp 1‘200 Personen beteiligten sich, also knapp ein Viertel des Verbandes. Der gute Rücklauf erlaubte eine solide Standortortbestimmung und gab uns ein zuverlässiges Abbild von der Zufriedenheit unserer Mitglieder mit der Arbeit des Verbandes. Die Haupterkenntnisse sind sehr positiv: unsere Mitglieder sind mit der strategischen, politischen und kommunikativen Verbandsarbeit sehr zufrieden. ,Die konstruktiven Kritiken flossen in die Strategiearbeit ein.

Ressorts – Interprofessionalität, Brigitte Zirbs

Medizinische Praxisassistenten, OdAMed MPA:

Das Projekt eines eidgenössischen Fachausweises für Medizinische Praxisassistentinnen mit zwei Studiengängen – einem für Medizinische Praxiskoordinatorinnen klinischer Richtung und einem für Medizinische Praxiskoordinatorinnen praxisleitender Richtung - ist fertig erarbeitet. Diesen Herbst haben in der Deutschschweiz 32 Medizinische Praxisassistentinnen die Prüfung bestanden.

Plattform Interprofessionalität in der Grundversorgung:

Die Pilotgruppe ist vier Mal zusammengekommen. Dieses Jahr haben sich uns zwei neue Mitglieder angeschlossen, nämlich eine Vertreterin von PhysioSwiss und eine des Schweizerischen Verbandes der Ernährungsberaterinnen.

Erwerb spezifischer Kompetenzen rund um die Interprofessionalität:

Marc Müller und Brigitte Zirbs Savigny absolvierten eine zertifizierende Ausbildung an der Universität Toronto. Hauptthema des Seminars EHPIC («Education of Health Professionals in Interprofessional Care») war Leadership in einem interprofessionellen Team. In interprofessionellen Gruppen wurden sowohl theoretische als auch zahlreiche praktische Aspekte studiert und geübt. Konkret vermittelt uns diese Ausbildung Fachwissen für die Schweiz und erlaubt es uns, die Teams zu beraten, die für die Einsetzung eines interprofessionellen Teams zuständig sind.

Kommissionen – e-Health / Informatics, Gerhard Schilling

Die Kommission eHealth/Informatics von mfe war auch 2015 etwas im Hintergrund tätig neben dem Institut für Praxisinformatik (IPI). Das Kernteam des IPI wird seine Arbeit im 2016 fortsetzen und die Kommission wird noch intensiver in die Arbeiten miteinbezogen werden. An der DV-mfe vom 3.12.2015 wurde zudem Alex Steinacher als Nachfolger des zurückgetretenen Gerhard Schilling als Ressortchef eHealth/Informatics gewählt.

 

Wichtige Etappenziele wurden 2015 erreicht:

  • An einem vom IPI einberufenen und moderierten Roundtable wurde in Anwesenheit aller wichtigen eHealth-Player (BAG, eHealthSuisse, VSFM, Kantone, IG-eHealth, Fachhochschulen, FMH, div. Opinion Leaders wie Prof. Christian Lovis) einstimmig der SwissMedicalDataExchange (SMEEX) als anerkannter Migrierbarkeits-Standard für die eKG bestimmt.
  • Dank unermüdlichem Lobbying, Teilnahme an unzähligen Info-Veranstaltungen und Hearings gelang es der IPI-Crew sowohl die Politik, als auch die Softwarefirmen von der dringenden Notwendigkeit zur Lösung der noch fehlenden Grundvoraussetzungen für die Primärdokumentation zu überzeugen. Gerade zur Umsetzung des geplanten elektronischen Patientendossier-Gesetz (EPDG) sind diese als flankierende Massnahmen bezeichneten Voraussetzungen unerlässlich.
  • Daneben hat das IPI in Zusammenarbeit mit diversen Partnern wichtige Grundlagen-Projekte bearbeitet und „Going Paperless“-Kurse angeboten.

Kommissionen – Gesundheitspolitik, François Héritier

Unsere Kommission Gesundheitspolitik traf sich vier Mal, jeweils vor einer Session des eidgenössischen Parlaments, und diskutierte dabei insbesondere drei Vorlagen, mit denen sich die Parlamentarier im Jahr 2015 beschäftigten:

  • Das Bundesgesetz über die Medizinalberufe (MedBG), welches im März von beiden Kammern verabschiedet wurde, thematisiert unsere wesentlichen Forderungen nach Förderung der Ausbildung in der Hausarztmedizin.

  • Das Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier (EPDG), welches vom Parlament im Juni angenommen wurde, hat die doppelte Freiwilligkeit beibehalten, für die wir einstehen.

  • Über das Heilmittelgesetz (HMG) ist aufgrund fortwährender Meinungsverschiedenheiten zwischen den zwei Kammern bezüglich der Verpflichtung zur Ausstellung eines Rezeptes und der Möglichkeit zur Aushandlung von Rabatten immer noch nicht abgestimmt worden. Eine Entscheidung wird für März 2016 erwartet.

Ressorts - Finanzen – Jahresrechnung 2015, Jürg Rufener

Erneut schloss die Jahresrechnung deutlich besser ab als erwartet. mfe wollte die Gunst der Stunde nach der gewonnenen Abstimmung nutzen und das finanzielle Polster verbessern. Nun schliesst die Rechnung statt mit einem Gewinn von CHF 200‘000 gar mit einem Überschuss  von rund CHF 400‘000 Franken ab. Unser Eigenkapital hat damit einen Sprung fast in die gewünschte Höhe eines Jahresumsatzes gemacht.